Im ersten Teil der Trilogie des Autors Andreas Pflüger rund um die blinde Fallanalytikerin Jenny Aaron lernen wir diese interessante Ermittlerin kennen – und wollen unbedingt mehr von ihr lesen. Logisch, dass dieser Thriller Tipp des Monats werden musste!
Titel: Endgültig
Autor: Andreas Pflüger
Reihe: Jenny Aaron-Trilogie, Teil 1
Genre: Thriller
Verlag: Random House Audio
Spieldauer: 13 Std. 4 Minuten
Sprecherin: Nina Kunzendorf
Erscheinungsdatum: 08.03.2016
Jenny Aaron hat als Elitepolizistin für die „Abteilung“, eine geheime Einrichtung der Regierung, gearbeitet bis sie bei einem missglückten Einsatz vor fünf Jahren in Barcelona erblindete. Mittlerweile als Fallanalytikerin und Verhörspezialistin für das BKA tätig wird sie bei einem Fall nach Berlin zurückgeholt. Sie dachte, sie hätte ihren schlimmsten Tag bereits erlebt, aber Barcelona war nur ihre persönliche Vorhölle…
Ich habe ja eine Schwäche für interessante Ermittler. Als ich im Rahmen des litnetzwerk-Wochenendes von diesem Thriller mit einer blinden Fallanalytikerin und Verhörspezialistin gelesen habe, stand fest: Dies ist mein nächstes Hörbuch. Bei Gaby von Laberladen findet ihr übrigens einen sehr interessanten Bericht von einer Lesung des Autors, allerdings zum zweiten Teil der Reihe. Von Andreas Pflüger hatte ich bis dahin noch nichts gehört, aber dann erfahren, dass er ein bekannter und fleißiger Drehbuchschreiber für z. B. den Tatort ist.
Und genau das merkt man dem Thriller auch an. Fulminanter Einstieg und eine rasante, aber nüchterne Erzählweise zeichnen das Buch aus, man ist sofort mitgerissen. Als Stilmittel wird häufig die Aufzählung eingesetzt („zehn Gerüche, die Aaron mag:…“) und vermittelt dadurch viele Eindrücke der Protagonistin in kürzester Zeit.
Echos modellieren die Welt von Jenny Aaron
Überhaupt – Jenny Aaron ist eine tolle und sehr interessante Hauptfigur. Allein, wie sie sich nach der Erblindung ins Lebens zurückkämpft, ist sehr spannend zu lesen. Andreas Pflüger hat sich sehr viel Mühe gegeben, den Leser in diese „blinde“ Welt einzuführen und so lernen wir, dass die Umgebung gar nicht so blind ist. Jenny, im Buch fast ausschließlich Aaron genannt wie ihre Kollegen von der Abteilung, kann durch Schnalzen ihre Umwelt so genau ausmachen, dass sie sogar die Anzahl der Bäume in einem Park erkennen kann, ähnlich dem Sonar der Fledermäuse und Delphine – absolut faszinierend! Man merkt dem Buch an, dass es sich um einen ersten Teil (mit Fortsetzungen) handelt, so viel Zeit wird auf die Charakterentwicklung verwandt.
„Zuhören, um ein Schicksal zu begreifen“
Nach ihrer Erblindung ist Aaron somit prädestiniert, um bei Verhören auch die kleinsten Details zu erkennen. So wird sie nach Berlin beordert, denn ein Gefangener verlangt ausdrücklich nach ihr. Mit ihm verbindet sie eine beklemmende Vergangenheit, die aber lediglich Vorspiel ist, zu weiteren Prüfungen. Aaron trifft auf ihren Meister, oder ist es umgekehrt. Denn was in Barcelona begann, ist längst noch nicht beendet, wie sie erst spät erkennen muss.
Die Handlung ist sehr komplex und verzwickt, und so eignet sich das Hörbuch auch nicht so recht zum Nebenbeihören. Es gibt viele Zeitsprünge in der Geschichte, hervorgerufen durch die unterschiedlichen Erinnerungen. Zum Teil entsteht beim Leser auch ein sehr beklemmender Eindruck, denn die Vorstellung von der möglichen Bedrohung und der daraus resultierenden Angst ist ja häufig schlimmer noch als die Realität.
Psychologisches Kammerspiel
Der Showdown wird von langer Hand vorbereitet, obwohl die endgültige Auflösung auch eine Überraschung für mich war, nur einen kleinen Teil davon konnte ich erahnen. Alles mündet letztendlich in der Auseinandersetzung zum Aaron und ihrem größten Feind. Es fand es wirklich unglaublich gut, wie die vielen verschiedenen Details, die ohne Zusammenhang zu sein scheinen, zusammengeführt werden und sich der große Plan, der hinter allem steht, offenbart. Alles erhält im Nachhinein einen Sinn und ist wirklich sehr spannend dargestellt. Auch Aaron selbst lernt erst spät, was ihre eigentlich Angst ist.
Inzwischen ist bereits der zweite Teil „Niemals“ erschienen, auf den ich mich schon sehr freue. Ich habe tatsächlich überlegt direkt mit diesem weiterzumachen, aber dann doch noch – der Abwechslung halber – ein anderes Hörbuch dazwischen geschoben. Aber danach geht es auch bei mir weiter mit Jenny Aaron! Ich bleibe auf jeden Fall beim Hörbuch, denn die Sprecherin Nina Kunzendorf verkörpert für mich praktisch die Hauptfigur, denn ihre Stimme passt perfekt.
Ganz kleiner Kritikpunkt sind lediglich die manchmal etwas klischeehaften Anspielungen auf das Macho-Gehabe der Kollegen in der Abteilung. Aber so ganz ernst nehmen diese das wohl selbst nicht, insofern kann ich darüber hinweg sehen.
Fazit: Fulminanter Auftakt einer tollen Thriller-Reihe mit einer taffen und sehr speziellen Ermittlerin. Absolute Empfehlung!
Gerngelesen: 📚📚📚📚📚 5 von 5
Ich höre gerade den zweiten Teil „Niemals“ und bin ebenso begeistert wie vom ersten Band. Vielleicht gefällt mir die Fortsetzung sogar noch einen Tick besser. Ich finde, der Autor hat den Aspekt Blindheit perfekt genutzt, um Spannung zu erzeugen, um zu demonstrieren, welche Ausnahmeerscheinung Jenny Aaron ist und gleichzeitig auch, um ganz nebenbei ein paar Informationen zum Thema Blindheit loszuwerden.
Hab herzlichen Dank für die Verlinkung zu meinem Lesungsbericht.
LG Gabi
Ich freue mich auch schon auf den zweiten Teil. Und jetzt noch mehr, wenn ich deinen Kommentar so lese 😉
Viele Grüße, Corinna