Im zweiten Band seiner Reihe um die Journalistin Doro Kagel entführt uns der deutsche Krimiautor Eric Berg auf die gar nicht so idyllische Ostsee-Insel Usedom. In einem packenden Küstenkrimi zeigt Berg erneut seine außergewöhnliche Erzählkunst und ein durchaus kritisches Gesellschaftsbild.

Ein mysteriöser Fall und ein Freispruch

Im Frühsommer wird der Hotelbesitzer Holger Simonsmeyer, der des Mordes an einer jungen Frau aus seinem Heimatdorf Trenthin auf Usedom angeklagt war, überraschend freigesprochen. Doch die Dorfbewohner sind skeptisch und zweifeln an der Unschuld des Hoteliers. Der Prozess wirft viele Fragen auf und spaltet das Dorf in zwei Lager. Die Spannung erreicht ihren Höhepunkt, als erneut ein junges Mädchen ermordet aufgefunden wird.

Eine verzweifelte Bitte

Die Journalistin Doro Kagel, die sich zuvor geweigert hatte, über den Freispruch von Holger Simonsmeyer ausführlich zu berichten, sieht sich plötzlich mit den schrecklichen Konsequenzen ihrer Entscheidung konfrontiert. Ein Haus steht in Flammen, und Doro steht vor den Trümmern ihrer eigenen Gewissensbisse. Hat sie mit ihrer Ablehnung eine fatale Entwicklung ausgelöst? Von Schuldgefühlen geplagt, beschließt sie, den Fall noch einmal aufzurollen und der Wahrheit auf den Grund zu gehen.

Genialer Erzählstil

Eric Berg, der auch unter dem Pseudonym Eric Walz bekannt ist, beweist erneut sein außergewöhnliches Talent als Krimiautor. In „Die Mörderinsel“ vereint er geschickt spannende Suspense-Effekte mit der klassischen Agatha Christie-Charakterisierung. Die Charaktere sind ganz normale Menschen von Nebenan, die mit ihren Emotionen und Zwängen den Leser in ihren Bann ziehen. Bergs multiperspektiver Erzählstil ermöglicht es dem Leser, sich nach und nach ein vollständiges Bild der Geschehnisse zu machen, während er mit Doro Kagel zusammen auf Spurensuche geht. Dabei wird die Handlung auf verschiedenen Zeitebenen präsentiert. Berg wechselt geschickt zwischen verschiedenen Erzählperspektiven, sodass der Leser oft ein wenig mehr weiß als die ermittelnde Doro Kagel.

Eine Gesellschaft im Fokus

Hinter der Fassade der vermeintlichen Idylle auf Usedom enthüllt Berg ein kritisches Gesellschaftsbild. Die Bewohner sind geprägt von Egoismus, Neid und Vorurteilen, die zur Eskalation führen. Der Küstenkrimi ist nicht nur ein spannender Mordfall, sondern auch eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Abgründen der menschlichen Natur. Berg führt uns vor Augen, wie eine zerrissene Gesellschaft zu Opfern und Tätern führen kann und wie jeder Dorfbewohner seine eigene Rolle in den tragischen Ereignissen spielt.

Ein pageturnender Küstenkrimi

„Die Mörderinsel“ ist ein packender Küstenkrimi, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Eric Bergs meisterhafte Erzählweise und die kunstvoll gestaltete Handlung sorgen für einen konstanten Spannungsbogen. Die Figur der Doro Kagel ist dabei äußerst authentisch und macht den Leser zu ihrem Komplizen bei der Aufklärung des Verbrechens.
Die Lektüre des ersten Teils „Das Nebelhaus“ (hier geht es zur Rezension auf Gerngelesen) ist nicht unbedingt notwendig für das Verständnis der Reihe. Wer sich jedoch für die Hintergründe in Doros Vergangenheit interessiert, sollte damit starten ;-).

Fazit: Fesselnde Küstenkrimi mit einem spannenden Fall, vielschichtigen Charakteren und einem kritischen Blick auf die Gesellschaft. Doro Kagel ist eine Protagonistin, die mit ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit den Leser in ihren Bann zieht. Für alle Krimi-Fans ist „Die Mörderinsel“ ein absolutes Muss! Ich freue mich jetzt schon auf Teil drei.