Das Ohr des Kapitäns – Viel Geschichte, aber nur wenig Geschichten

Kapitän Jenkins wurde sein Ohr abgeschnitten – und das führt zum Krieg zwischen den Kolonialmächten Spanien und England. Klingt zunächst spannend, zieht sich aber ganz schön hin und hat aus meiner Sicht einfach keinen roten Faden.

Titel: Das Ohr des Kapitäns

Autor: Gisbert Haefs

Genre: Historischer Roman

Verlag: Heyne/Ebook

Seiten: 400

Erscheinungsjahr: 2017

 

„Das Ohr des Kapitäns“ ist ein historischer Roman, der im 18. Jahrhundert spielt und verschiedene Geschichten aus den Kolonialkriegen zwischen Spanien und England miteinander verbindet. Das Besondere an dem Ohr aus dem Titel ist dabei, das es besagtem Kapitän abgeschnitten wurde. Weil der englisch Kapitän Jenkins, der Sklaven in die spanischen Kolonien liefern soll, sich nicht von der spanischen Küstenwache kontrollieren lassen will, verliert er ein das Ohr in einem Streit. Wobei verlieren nicht ganz der richtige Ausdruck ist, vielmehr hat Jenkins das Ohr noch und bringt es nach England, wo man es als Beweisstück und Aufhänger für einen weiteren Seekrieg verwenden will.

Zunächst verwirrend & dann etwas langatmig

In der eigentlichen Handlung des Romans spielt der Kapitän ohne Ohr allerdings nur im Hintergrund eine Rolle, vielmehr geht es auch um den spanischen Kapitän Osvaldo Belmonte, der sich auf die Spurensuche nach einem Schatz in den Kolonien begibt. Durch die Vermischung der verschiedenen Ebenen und häufige Zeitsprünge soll eine raffiniertere und abwechslungsreiche Geschichte erzählt werden, ich persönlich habe das aber eher als verwirrend wahrgenommen. Obwohl ich sonst auch etwas kompliziertere Handlungsabläufe durchaus schätze, haben mich hier die vielen auftauchenden Personen und die nicht-chronologische Reihenfolge der historischen Ereignisse irritiert und ich fand es etwas mühsam, das Buch zu lesen.

Als die Geschichte um Kapitän Belmonte etwas Fahrt aufgenommen hatte, war ich zunächst angenehm überrascht. Nach dem etwas konfusen Anfang mit schnellem Wechsel zwischen verschiedenen Zeiten und Protagonisten fand ich die beginnende Schatzsuche jetzt spannend – und war froh über einen chronologischen Ablauf. Leider ging das in der Mitte des Buches wieder verloren – in langwierigen Rückblenden und ausufernden Gesprächen ging ein Großteil der Spannung wieder verloren. Schade, hier wäre durchaus mehr Potential gewesen.

Für Liebhaber historischer Erzählungen

Sprachlich ist der Roman schön geschrieben – manchmal sind die Beschreibungen etwas ausufernd, aber das ist ja auch eine Frage des persönlichen Geschmacks. Zu den einzelnen Charakteren kann ich gar nicht viel sagen, weil eher die historischen Ereignisse im Vordergrund stehen. Einige Personen basieren aber auf realen Vorbildern (auch Kapitän Jenkins) und die beschriebenen Zusammenhänge sind historisch sehr akkurat. Wer Spaß daran hat, lernt also eine ganze Menge über die Zeit der Kolonialkriege. Ich hätte mir hier einfach eine etwas persönlichere Geschichte gewünscht, und bin deswegen wohl nicht die richtige Zielgruppe für das Buch. Weil mich das Buch nicht so richtig angesprochen hat, kann ich mir momentan leider nicht vorstellen, nochmal etwas von diesem Autor auszuprobieren.

Gerngelesen: 📚📚2 von 5

Dieses Buch wurde mir von der Verlagsgruppe Random House zur Verfügung gestellt, vielen Dank dafür! Ihr könnt es z. B. hier bei Thalia kaufen.

Dieses Buch habe ich im Rahmen der Edelstein-Challenge gelesen, zum Thema „Ein Buch, in dem ein Schatz eine wichtige Rolle spielt“.