1984 – Ein Klassiker zum Nachdenken

„1984“ ist einfach ein Klassiker unter den Dystopien und bis heute sehr lesenswert. Obwohl die Schilderungen des totatlitären Staates Ozeanien nicht immer leicht zu verdauern sind, lohnt sich die Auseinandersetzung mit diesem Roman.

1984 George OrwellTitel: 1984

Autor: George Orwell

Genre: Science-Fiction

Verlag: Ullstein

Seiten: 522

Erscheinungsjahr: 1949

 

Bei der Wahl eines Klassikers für den Monat Mai der „Reise durch die Genres“ fiel mir die Wahl nicht weiter schwer. Schon seit einer Weile habe ich mir vorgenommen ein paar Klassiker der Science-Fiction-Literatur zu lesen. (Übrigens habe ich hier noch ein paar meiner Favoriten vorgestellt). „1984“ ist meiner Meinung nach ein Buch, das man gelesen haben sollte, ob SciFi-Fan oder nicht. Und deswegen habe ich den Themenmonat zum Klassiker genutzt, um das schnellstens nachzuholen.

Der große Bruder sieht dich

Die Geschichte von „1984“ spielt in einem totalitären Überwachungsstaat namens Ozeanien. Dieser ist durch eine sozialistische Revolution nach dem zweiten Weltkrieg entstanden und umfasst neben dem amerikanischen Kontinent auch England, Australien und einen Teil Afrikas. Die Hauptfigur Winston Smith lebt in England, das nur „Landefeld 1“ genannt wird und arbeitet im „Ministerium für Wahrheit“. Seine Aufgabe ist es, alte Zeitungsartikel zu revidieren und damit das Bild der Vergangenheit zu verändern. Im Laufe der Geschichte beginnt er eine verbotene Affäre mit seiner Kollegin Julia. Beide stehen der herrschenden Partei und ihrem Anführer, dem „großen Bruder“ kritisch gegenüber, was als schweres Verbrechen gilt.

Beängstigende Dystopie

Obwohl mir die grobe Handlung bereits vorher bekannt war, fand ich das Buch spannend zu lesen. Die Schilderungen des totalitären Staates ist bedrückend. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit werden die Menschen überwacht und manipuliert. Nicht ohne Grund zählt „1984“ zu den Dystopien, die auch heute noch als sehr aktuell gelten. Gerade weil es nur wenige Figuren und eine sehr begrenzte Handlung gibt, wirkt es besonders begängstigend, die Welt von Ozeanien aus Winstons Sicht wahrzunehmen. An kleinen Dingen wie einem Briefbeschwerer mit einer Koralle darin, den er begeistert kauft, wird die Verzweiflung und Einschränkung seines Lebens deutlich. Einige Szenen, in denen es um Folter geht, fand ich tatsächlich etwas hart zu lesen.

„Fake News“ – aktueller denn je

Bisher habe ich schon häufiger gelesen, dass die Überwachung das Element in „1984“ ist, das auch heute noch einen starken Bezug zu unserer Lebenswelt hat. Die Televisoren, die beispielsweise in jedem Zimmer angebracht sind, erinnern schon in gewisser Weise an die sprachgesteuerten Assistenten, die viele Menschen bereits heute im Alltag nutzen. Ich selbst habe aber vor allem in einem anderen Punkt starke Parallelen zur heutigen Zeit gesehen: Die Arbeit von Winston besteht daraus, die Nachrichten und Dokumente und damit auch die Vergangenheit zu verändern. Ozeanien steht im immerwährenden Krieg mit einer der beiden anderen Großmächte, Eurasien und Ostasien. Welche von beiden der Feind und welcher ein Verbündeter ist, ändert sich jedoch im Laufe der Zeit und muss dann auch entsprechend für die Vergangenheit angepasst werden.

Im Grunde genommen arbeitet Winston also permanent an der Generierung von dem, was wir heute „Fake News“ nennen. Das Buch macht deutlich, welche Auswirkungen das auf das Denken der Menschen hat. Während Winston sich noch daran erinnnert, dass vor einigen Jahren ein anderes Land der Kriegsgegner war, ist das bei Julia nicht der Fall. Das ist ein weiterer Grund, warum ich das Buch für aktueller denn je halte und es jedem zum Lesen empfehlen kann.

Ein Buch zum Nachdenken

Die über fünfhundert Seiten ziehen sich teilweise etwas, trotzdem lohnt es sich, die Beschreibungen der Gesellschaft Ozeaniens zu lesen. Auch kam für mich genug Spannung auf, selbst wenn der grobe Ablauf der Geschichte bereits bekannt ist. Die genannten Parallelen zur heutigen Gesellschaft, auch wenn sie natürlich stark überzeichnet sind, regen auf jeden Fall zum Nachdenken an. Obwohl es sicher keine leichte Kost ist, habe ich diesen Klassiker sehr gerne gelesen und kann euch auch nur dazu raten.