Der erste Fall für Kommissar Henry Frei kommt facettenreich daher: ein Mord mit einem gequälten und gekreuzigten Opfer, dazu die mögliche Entführung eines jungen Mädchens. Martin Krist führt seine neue Ermittlerfigur sehr spannungsgeladen ein – und lässt uns fasziniert auf eine weitere Fortsetzung warten!
Dieses Rezensionsexemplar wurde mir vom Autor über Netgalley zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
Titel: Böses Kind
Autor: Martin Krist
Reihe: Kommissar Henry Frei, erster Fall
Genre: Thriller
Verlag: Indie (epubli)
Seitenzahl der Printausgabe: 324 Seiten
Erscheinungsdatum: 26. Oktober 2017
Berlins dunkle Seite: In einem verlassenen Gebäude wird bei Bauarbeiten eine Leiche gefunden, gefoltert und gekreuzigt. Kriminalhauptkommissar Henry Frei wird mitsamt seinem Team zu den Ermittlungen herangezogen.
Suse, überforderte alleinerziehende Mutter, vermisst eines Morgens ihre 14jährige Tochter Jacqui. Die Polizei glaubt nicht an ein Verbrechen, bis man bei dem Opfer in der alten Bibliothek den Rucksack von Suses Tochter findet…
Der Einstieg in diesen Thriller gestaltet sich sehr turbulent und aufregend. Der Leser wird direkt mit einer dramatischen Folterszene konfrontiert, „Intermezzo“ genannt. Diese Szenen werden im weiteren Verlauf immer wieder eingestreut, ohne dass man wirklich weiß, wer das Opfer ist.
Viele Fährten und ein umfassender (ungelöster) Fall
Die Ermittlungsarbeit des Teams um Kommissar Frei dreht sich zunächst um den Fall des gefolterten und gekreuzigten Opfers. Erst durch den Fund des Rucksacks gerät auch die mögliche Entführung von Jacqui und ihre Mutter in den Fokus der Ermittlungen. Was zunächst wie ein zufälliges Opfer aussieht, erweist sich im weiteren Verlauf als Teil eines großen Ganzen – auch wenn sich noch nicht alles in diesem ersten Teil erschließt.
Der Autor versteht es dabei meisterhaft, immer wieder durch neue Fährten zu verwirren. Kaum glaubt man als Leser, eine Ahnung zu haben, wird sie durch weitere Ermittlungsergebnisse zunichte gemacht. Dabei gibt es neben den offensichtlichen Verbrechen noch weitere Untersuchungen, von denen anzunehmen ist, dass sie den großen Rahmen der Henry-Frei-Reihe bilden – und wir uns folglich mit deren Auflösung wohl noch etwas gedulden müssen! Angedeutet wird dies durch den Untertitel „Alanna“. Hierbei handelt es sich um die vor vielen Jahren verschwundene Teenager-Tochter von Freis ehemaligem Chef, der seitdem ins Verbrechermilieu abgetaucht ist. Was in dem Zusammenhang noch auf uns zukommen wird, lässt sich bisher (leider!) nicht erahnen.
Ein Mega-Cliffhanger am Ende!
Dass der Thriller von vornherein als Reihe angelegt ist, wird auch an der sorgfältigen Entwicklung des Polizeiteams deutlich. Wir erfahren viel vom Privatleben der einzelnen Ermittler, obwohl auch hier, besonders bei der Hauptfigur Henry Frei, noch wichtige Details offen bleiben – der Autor hält uns bei der Stange 😉
Die anderen Figuren sind ebenfalls sehr glaubhaft geschildert. Besonders hervorzuheben ist hier Suse, deren Nöte und Überforderungen als alleinerziehende Mutter mit wenig Geld und wackligem Job man als Leser förmlich mit erleidet.
Wer aber mit offenen Enden und Cliffhangern ein wenig hadert, der sollte vielleicht bis zum 21. Mai 2018 warten, denn dann erscheint der zweite Teil „Stille Schwester“. Obwohl zu vermuten ist, dass auch die Fortsetzung noch Fragen offen lassen wird…
Das ist dann tatsächlich auch mein einziger (kleiner) Kritikpunkt. Eigentlich mag ich es nicht besonders, so lange in der Luft hängen gelassen zu werden, bis es denn endlich weitergeht. Zum Teil warte ich bei Trilogien sogar, bis alle drei Teile erscheinen sind, um sie dann lieber in einem Rutsch lesen zu können. Immerhin gibt es in diesem aber einen festen Erscheinungstermin, anders als bei fremdsprachigen Autoren, bei denen ich – aus Verzweiflung 😉 – schon manchmal auf die englische Version ausgewichen bin!
Martin Krist live auf der Buch Berlin
Den Autor Martin Krist habe ich auf der Frankfurter Buchmesse am Stand von epubli erlebt. Dort hat er sehr interessant erzählt, warum er sich bei diesem neuen Projekt dazu entschieden hat, die Bücher ohne Verlag als Selfpublisher zu veröffentlichen.
Darüber hinaus konnte ich Martin Krist auf der Buch Berlin bei einer Lesung aus „Böses Kind“ zuhören. Interessanterweise fand dieser Vortrag auf einem Leseschiff statt, das vor dem Veranstaltungsort der Buch Berlin auf einem Kanal im Wasser lag – ein ganz besonderes Setting also.
Wer sich mehr für diesen vielseitigen Autor interessiert , findet hier seine Website.
Fazit: Ich kann euch diesen Thriller wärmstens ans Herz legen, allerdings braucht ihr dann gute Nerven. Die Wartezeit bis Mai 2018 wird lang!
Gerngelesen: 📚📚📚📚📚 5 von 5
Vielen Dank für diese tolle Rezension. 🙏🏻😊
Gerne! Hat mir schließlich auch eine lange Bahnfahrt erträglich gemacht 😉
Schöne Rezension. Das Buch hat mir auch sehr gefallen (war mein erster Krist) und ich bin gespannt auf den zweiten Teil.